VdS-Schadenverhuetung News

Fragen an Dr. Georg Scholzen

Neue Erkenntnisse zum Brandschutz in Bus-Betriebshöfen

Dr. Georg Scholzen beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Schadenverhütung. Er war Sprecher der GDV-Projektgruppe „Brandschutz Busdepots“, in der die Versicherer gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen den Leitfaden für den „Brandschutz in Betriebshöfen für Linienbusse (VdS 0825)“ erarbeitet haben.

Am 08. Und 09. April 2024 moderiert Dr. Scholzen gemeinsam mit Wolfgang Reitmeier vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) die VdS-Fachtagung „Brandschutz in Bus-Betriebshöfen“ in Hamburg. Beide waren auch an der Gestaltung des Tagungsprogramms beteiligt.

 

Herr Dr. Scholzen, was bietet die diesjährige VdS-Fachtagung „Brandschutz in Bus-Betriebshöfen“?

Wir haben ein rundes Programm zusammengestellt, das die neuesten Erkenntnisse rund um den Brandschutz in Busdepots berührt – von der Planung moderner Betriebshöfe über die Risiken beim Transport bis hin zu Cybersicherheit und Batteriemanagement. Sehr spannend wird auch die Exkursion zum neu gebauten mehrgeschossigen Busbetriebshof Hamburg-Alsterdorf der Hamburger Hochbahn AG.

Was hat es mit den genannten Themenbereichen auf sich?

Es geht allgemein um die große Herausforderung der Unternehmen bei der Umstellung auf Elektrobusse. Die sind nicht brandgefährlicher als Dieselbusse, aber die Anforderungen sind andere:

  1. Wir brauchen mehr Platz – für die Busse selbst und für die Ladeinfrastruktur. In den Ballungsräumen sind Flächen begrenzt. Wir besprechen in der Tagung drei Beispiele moderner Betriebshöfe mit unterschiedlichen Ansätzen: Die Planung des mehrgeschossigen Busbetriebshof Hamburg inklusive Tiefgarage für Privat-PKW und Mall, den Neubau von Betriebshof mit Garage und Service-Zentrum BVB und den Wiederaufbau des 2011 abgebrannten Betriebshofs der Stuttgarter Straßenbahnen AG.
  2. Wir brauchen andere Brandschutzvorkehrungen. Zum Beispiel werden heute kleinere Brandabschnitte gebaut, denn der Brand eines Elektrobusses springt blitzschnell auf die anderen Busse über. Und dann läuft im Zweifel kein Betrieb mehr, die kritische Infrastruktur ist gefährdet.
    Hinzu kommt: Anders als herkömmliche Busse können E-Busse in einem solchen Fall nicht mehr von benachbarten Verkehrsunternehmen ausgeliehen werden, weil Verfügbarkeit und Ladeinfrastruktur der Busse digital geregelt werden. Ich kann nicht einfach einen anderen Bus ins Betriebssystem einstellen. Deshalb müssen für den Ernstfall zudem zusätzliche Busse bereitgehalten werden.

  3. Stichwort digitale Infrastruktur: Wir sprechen auf der Tagung u.a. über den Schutz vor Cyberangriffen und über Batteriemanagementsysteme. Beispiel zu Letzterem: Beim Laden müssen Auffälligkeiten mittels Sensoren sehr früh erkannt werden, damit Ladevorgänge schnell abgebrochen und Busse in Quarantäneflächen gebracht werden können, bevor es zu einem Thermal Runaway und einem Großbrand kommt.

  4. Auch die Lithium-Batterien mitgenommener E-Bikes oder -Scooter sind ein Thema der Tagung. Es gibt im ÖPNV zunehmend Mitnahmebeschränkungen, weil bei Bränden große Gefahren für die Fahrgäste entstehen könnten.

Unser Schwerpunkt liegt diesmal also auf neuen Planungskonzepten, während in der ausgebuchten Fachtagung vor einem Jahr der neue Leitfaden VdS 0825 im Mittelpunkt stand. Man darf sich auf viele aktuelle Erkenntnisse freuen!

Zur VdS-Fachtagung: https://bildung.vds.de/de/brandschutz/brandschutz-in-bus-betriebshoefen/13690

Direkt zum vollständigen Programm: bildung.vds.de/de/brandschutz/brandschutz-in-bus-betriebshoefen/anlage

 

 

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